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Jagdschein Vorbereitung in Flensburg

Als ich eines Morgens erwachte, stellte ich fest, daß es Zeit wurde, sich für etwas Neues zu begeistern. Ich hatte die Zeiten der Familien- und Existenzgründung hinter mir. Die Dinge hatten sich gut entwickelt und der Laden lief auch ohne Nachtarbeit und ewiges den Gürtel enger schnallen. Kurz und gut: Ich hatte die Zeit. Ein schon vor Jahren gefasster Plan könnte nun in die Tat umgesetzt werden. Ich würde endlich den Jagdschein machen. Sicher, es würde viel Arbeit werden. Man sprach vermutlich nicht umsonst vom grünen Abitur. Ich würde es trotzdem tun. Drei Freunde standen ähnlich im Leben und so meldeten wir uns zum Vorbereitungskurs der Kreisjägerschaft Flensburg an. Es gab einen Infotermin bei dem sich alles klären sollte. Und so hatten sich an einem Tag im Oktober etwa 30 angehende Jagdenthusiasten in Billschau eingefunden und lauschten etwas verschreckt den erläuternden Worten des Ausbilders. Schnell wurde klar, dies würde kein Picknick werden. Zwei mal pro Woche von 20:00 bis 22:00 Uhr würde theoretischer Unterricht stattfinden. Jeden Samstag von 9:00 bis 12:00 sei Schießtraining. Dazu eine Aufzählung unzählbarer Wochenendsexkursionen zur Vertiefung diverser Themen. Ich zweifelte, daß das neben meinem Job noch möglich wäre. Der Kurs würde sich immerhin über ein halbes Jahr hinziehen. Von Oktober bis April. Eines wurde aber auch schnell klar. Es würde unterhaltsam werden. Der Ausbilder war ein begnadeter Didakt. Sehr fokussiert wurde Abend für Abend ein jagdliches Thema nach dem anderen auf den Punkt gebracht. Trotz der späten Stunde und des vorangegangenen Arbeitstages kam in der Regel keine Müdigkeit auf. Die Mischung aus spannender Wissensvermittlung und Abfrage des schon gelernten funktionierte bestens. Genaugenommen wurden die Abende in Billschau schon bald zum Highlight der Woche.

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Prüfungssimulation am späten Abend

Lerninhalte

Ich lernte viel bei diesem Kurs. Vor allem lernte ich die Tiere kennen, die unsere Landschaft bevölkern. Namentlich waren sie mir schon bekannt gewesen, aber praktisch hatte ich eigentlich keine Ahnung von ihnen gehabt. Ich lernte, sie zu unterscheiden, ihre Gewohnheiten, wie sie lebten und sich fortpflanzten. Ich begann die Wiesen und den Wald mit anderen Augen zu sehen. Ich erkannte Spuren von Wild und konnte sie zuordnen. Das stetige Beobachten schärfte die Augen und Ohren. Wo bisher einfach Wald gewesen war, sah ich nun einen kompletten Lebensraum mit unzähligen Bewohnern.

Verantwortungsvolle Jagd

Aber es ging natürlich vor allem um die Jagd. Um das Erlegen von Wildtieren. Die Vermittlung eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Jagd stand im Mittelpunkt des Kurses. Das Thema Waidgerechtigkeit nahm einen großen Stellenwert ein. Mehr und mehr verstand ich, warum der Kurs diesen zeitlichen Umfang hatte. Allein der sichere Umgang mit den Waffen kann kaum in kürzerer Zeit erlernt werden. Kursangebote, bei denen die Teilnehmern in 14 Tagen auf die Jägerprüfung vorbereitet werden, können diesem Anspruch nicht gerecht werden. Natürlich bleibt man auch nach dem Absolvieren eines derart umfangreichen Kurses ein Anfänger. Aber zumindest steht man auf einem guten Fundament.

Schießtraining

Anfang November begann das Schießtraining. Jeden Samstag eine Stunde Schießen mit der Büchse, eine Stunde Flintenschießen und eine Stunde praktische Waffenhandhabung. Anfangs waren die Tontauben mit der Flinte nicht zu treffen. Viel zu schnell waren sie außerhalb der Reichweite verschwunden. Aber nach und nach stellten sich fühlbar Verbesserungen ein. Es machte mir einen unheimlichen Spaß und die Sorge um die Schießprüfung trat in den Hintergrund. Teilnehmer, denen die Tontauben zu oft ungeschoren davonkamen, hatten die Möglichkeit bei mehreren Extraterminen ihre Trefferrate zu verbessern. Beim Büchsenschießen stellte es sich als entscheidender Vorteil heraus, daß wir bei diesem Kurs mit modernsten Waffen schießen konnten und so der Faktor Zufall minimiert wurde.

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Flintenschießen

 

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Büchsenschießen

 

An den freien Sonntagen waren immer wieder Exkursionen angesetzt. Einmal in den Wildpark Eekholt, um das Wild in wirklicher Pracht sehen zu können, einmal in den Wald mit Förster Harriehausen, um das Wissen über die Bäume und Sträucher des Waldes zu vertiefen. Auch bekam jeder Teilnehmer die Möglichkeit ein erlegtes Stück Rehwild aufzubrechen und zu versorgen.

Treibjagd

Mein erster tatsächlicher Kontakt zum Jagdgeschehen war eine Treibjagd, an der jeder Kursteilnehmer als Treiber mindestens einmal teilnehmen durfte. Es war ein Erlebnis, das ich so schnell nicht vergessen würde. Die wunderschöne Natur, das Jagdfieber, der kollegiale Umgang der Jäger und Treiber. Keine Spur von Schickimicki und Arroganz, die der Jagd gerne nachgesagt wird. Am Abend saß man noch lange beim Schüsseltreiben zusammen, aß und trank und erzählte Jägerlatein.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Alles in allem hat mir der Kurs den Blick in eine neue Welt geöffnet. Ich habe tolle Menschen kennengelernt und unglaublich viel gelernt. Der Erfolg des Kurses ist maßgeblich auf das Engagement der Ausbilder zurückzuführen. Für diese war unser Erfolg spürbar eine persönliche Aufgabe. Wir waren bestens für die Prüfungen vorbereitet und sehnten diesen Tag geradezu herbei. Und dann kam die Corona-Krise und machte einen dicken Strich durch die Rechnung. Die Prüfungen wurden abgesagt und auch unbestimmt verschoben. Damit hat keiner rechnen können. Die Geschichte endet hier abrupt. Ich habe sie Teil 1 genannt und hoffe, daß Teil 2 bald folgen wird. 

 

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